Der Volksglaube

 

 

Die ungarischen Slowenen glaubten, dass jedes Haus eine „Hausschlange“ (ižina kača), besässe. Dem Volksglauben gemäss wohnt die Hausschlange in den Wänden der alten Bauernhäuser. In der Nacht höre man deren Stimmen, welche dem Ticken eines Weckers ähnelte. Die Hausschlange schütze das Haus vom Bösen. Da im Volksbrauch der Slawen die Hausschlange auch die Seelen der Ahnen verkörpert, durfte sie auch nicht getötet werden. Wenn jemand die Hausschlange töte, sterbe auch er selber oder seine Tiere kämen um. Die Slowenen unterschieden zwischen der weiblichen (kačá) und der männlichen Schlange (kač). Die männliche Schlange trage auf dem Kopf eine Krone. Wenn nun diese männliche Schlange bade, setze sie die Krone ab und wenn jemand diese Krone stehle, würde er reich werden.

 

Die ungarischen Slowenen bewahrten den Namen des Blitz- und Donnergottes, welcher aus der slawischen Mythologie stammt, einerseits im Ausdruck „Einschlag des PerunParün je vadro“ und andererseits in der Bezeichnung des Hauswurzes* „parünovo pérge – die Feder des Perun“. Diese Pflanze liessen sie auf den Strohdächern wachsen, damit der Blitz nicht einschlage.

 

Man sagt, dass der Alb sowohl Säuglinge also auch Erwachsene gefährde. Im Traum würge der Alb die Erwachsenen. Durch das Schlüsselloch gelange er ins Haus und als Katze getarnt soll er einem die Brust pressen. Mit den Lauten „mujc, mujc“ könne man ihn vertreiben. Um sich vom Alb zu schützen stopften die Raabgebietslowenen die Schlüssellöcher zu und zeichneten mit Holzkohle drei Kreuze an die Türe. Der Volksglaube besagt, dass die siebte Tochter ein Alb werde.

 

Dem Volksglauben gemäss waren die Hexen und Zauberer (čaralice, comparnice, čalejrge) Frauen und Männer, die mit dem Teufel kameradschaftlich im Bunde standen. Sie verwandelten sich in Kröten, aber nie in Tauben. Jemand kann eine Hexe oder Zauberer werden, wenn diese Person an einen Ort geht, wo Kirchenglocken nicht mehr zu hören sind. Dort soll eine schwarze Katze geschunden und ihre Knochen dreimal geleckt werden, so der Glaube.

 

Der „Garabonciás“ (črne, šaule, diják) war dem Teufel, ähnlich wie die Hexen auch, freundlich gesinnt. Stürme und Hagelgewitter soll er verursachen. Falls ein „Garabonciás“ in ein Haus komme, müsse man ihm Milch anbieten. Nach der Überlieferung des Volksglaubens war der „Garabonciás“ ein Schüler, welcher zuviel gepaukt und deshalb irr wurde.

 

Dem Volksglauben zufolge konnten diejenigen Frauen oder Männer, welche von ihren Müttern an drei aufeinander folgenden Karfreitagen gestillt worden waren, jemanden mit dem bösen Blick „schlagen“ (zvörčiti). Mit Kohlewasser konnte man sich vom bösen Blick kurieren. Prophezeiungen waren sehr populär und die Menschen zitierten diese sehr häufig. Die vorteilhaftesten Tage für das Wahrsagen waren der Luzientag und Heiligabend sowie die Freitage und 13. Tage des Monats. Am Vorabend des Luzientages musste ein Mädchen Herrenunterwäsche unter ihr Kissen legen, damit sie von ihrem Zukünftigen träumen konnte. 

 

* lat.: Sempervivum tectorum

 

 

Übersetzung aus dem Ungarischen und Zusammenfassung: Tibor Horváth

Quelle: Mukics Mária, „A Magyarországi Szlovének; Press Publica, (2003)