Kulturgeschichte

 

Essgewohnheiten



In früheren Zeiten buken die ungarischen Slowenen alle zwei bis drei Wochen 5-8 Laibe Fladenbrot aus etwa drei Kilogramm Roggenmehl. Zum Roggenmehl gaben sie noch ein wenig Mais-, Gersten- oder Hafermehl hinzu. Ferner wurden oft noch Kochkartoffeln beigegeben. In schlechten Zeiten bzw. bei schlechter Ernte wurde oft das Mehl mit getrockneter Buchenkruste und Maiskolben ergänzt. In Szakonyfalu buk man noch gedörrte Früchte (Äpfel, Birnen, Pflaumen) mit ins Brot. Im Trog, in welchem der Brotteig geknetet wurde, blieb immer ein Rest an Teigmasse übrig. Aus diesem Restteig wurden kleine Knirpsbrote gebacken, welche man den jüngsten Kindern zum Essen gab. Es waren die Kinder selbst, welche diesen Broten den Namen Knirpsbrote (postrüznjek) gaben. Vor dem Anschneiden des Brotes zeichneten die ungarischen Slowenen mit dem Brotmesser immer symbolisch ein Kreuz auf die Unterfläche des Brotes. Wenn ein Stück Brot auf den Boden gefallen war, wurde es aufgehoben, geküsst und gegessen. Eine Redewendung besagt: „Der Nebel des Sankt Vid-Tages isst das Brot auf...“

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges ernährten sich die ungarischen Slowenen in erster Linie von Gerstengrütze, Mais und Bohnen bzw. von Kohl und von aus Bohnen zubereiteten Eintopfgerichten. Auf ihren Menüplänen standen zahlreiche Grütze-, Kohl- und Kartoffelgerichte, ferner auch Mehl - und Milchspezialitäten. Fleischgerichte kamen hauptsächlich während den Festigkeiten zur Schweineschlacht und an grösseren Festtagen auf den Tisch. Parallel zum Mais entwickelte sich der Kürbisanbau, und somit die Herstellung und der Gebrauch von Kürbiskernöl.

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden an Werktagen zum Frühstück Breigerichte, zum Mittagessen Kartoffelnockerln und zum Abendessen Bratkartoffel mit Milch aufgetischt. Die Zwischenmahlzeiten wurden auf den Feldern eingenommen. An Sonn- und Feiertagen hingegen standen vor allem Suppe, Kohl und Fleischgerichte auf dem Speiseplan der ungarischen Slowenen.

Die Brei- und Grützegerichte wurden aus Weizen- und Maismehl, und die in der Suppe verwendeten Teigwaren nur aus Weizenmehl, zubereitet. Auch für die Zubereitung von gebackenen Fladenbroten, Brezeln, Strudeln und von in Tierfett gebratenen Pfannkuchen wurde ausschliesslich Weizenmehl verwendet.

 

Kleidung



Im 19. Jh. beeinflussten der ungarische und österreichisch-steirische Trachtengebrauch die Trachten der Slowenen in der Region um Szentgotthárd. Durch die grosse Auswanderungswelle der ungarischen Slowenen nach Amerika in der ersten Hälfte des 20. Jh. wurde ihre Kleidung stark von Amerika inspiriert, später dann wegen vermehrter Saisonarbeittätigkeiten in Deutschland auch deutsch geprägt.


Die Kleidertracht hatte sich bei den ungarischen Slowenen schon früh verbürgerlicht. Zu Beginn des 20. Jh. wurden die Kleidungen oft aus in Heimarbeit gewobenem Leinen gefertigt. Der mit vielen Falten versehene Oberrock reichte den Frauen bis zur Mitte ihrer Unterschenkel. Zu diesem Rock trugen sie langärmlige Hemden und darüber eine Schürze. In Apátistvánfalva wurden unter dem Rock verschiedenfarbige Schnüre in zwei Reihen hinein genäht, woran ein zweiter, abnutzbarer Rock befestigt wurde. Der untere Saum der Herrenhose war breit, mit Fransen versehen, und oberhalb dieser Fransen war das Hosenbein mit Stickereien verziert. Das Leinengewebe, woraus die meisten Kleider der ungarischen Slowenen bestanden, wurde hauptsächlich schwarz, braun und grün gefärbt. Die schwarze Farbe wurde aus Russ gefertigt und die braune sowie die grüne Farbe wurden aus Baumrinde und Blättern gekocht. Auch das Herrenhemd bestand aus in Heimarbeit produziertem Leinen. Die Ärmel waren sehr breit geschnitten und am Handgelenk mit Knöpfen versehen. Das Hemd war vorne und hinten in Falten gelegt und wurde in die Hose gesteckt.


Die Schürze bildete bei den Frauen und Männern bis etwa 1970 das traditionellste Element der Kleidung. In der ersten Hälfte des 20. Jh. trugen die älteren Herren dunkelblaue Schürzen auch an Feiertagen. Diese Schürzen bedeckten entweder den vollen oder nur den halben Oberkörper. Die Schürzen der Frauen, welche an Festtagen getragen wurden, waren vorne mit Spitzen geschmückt und hinten zu einer grossen Schlaufe zusammengebunden. In den Jahren 1930-1940 wurden auch bei den Frauen die Schürzen aus blauem Stoff genäht.

Bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts pflegten sich die jungen Mädchen ihre Haare am Hinterkopf entweder zu einem oder zu zwei Zöpfen zu flechten. An das Ende des Zopfes banden sie eine rote Schleife. Die verheirateten Frauen befestigten ihren zu einem Knoten gebundenen Zopf unter ihrem Kopftuch oberhalb ihres Nackens. Die Frauen kämmten ihr Haar immer nach hinten zum Dutt, damit sich ihr Kopftuch schöner präsentierte. Die älteren Frauen zogen sich einen Scheitel, wobei die Jüngeren ihr Haar meistens flach nach hinten kämmten.

In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen trugen die verheirateten Frauen in Apátistvánfalva unter ihrem Kopftuch aus Leinenstoff weiche Dutthäubchen. Das Kopftuch bedeckte entweder nur den Kopf oder auch die Schultern. Es zählt bei den ungarischen Sloweninnen zum Bestandteil ihrer traditionellen Kleidung. In der ersten Hälfte des 19. Jh. trugen die Frauen schlichte lange Kopftücher. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. trugen sie schon farbigere Seidenkopftücher. Zu Beginn des 20. Jh. war das bunte Kaschmirkopftuch weit verbreitet. Bis zum Ersten Weltkrieg trugen nur verheiratete Frauen Kopftücher, unter welchem ihr Haar zu einem Dutt aufgesteckt war. Zwischen den beiden Weltkriegen trugen auch schon zwölfjährige Mädchen Kopftücher. Das Kopftuch wurde unter dem Kinn entweder zu einem Doppelknoten oder einer Schlaufe gebunden. Im Sommer banden die Frauen ihr Kopftuch hinten am Nacken fest oder sie legten es einfach nur auf ihren Kopf. Zudem bedeckten sich die Frauen anfangs des 19. Jh. noch mit schulterlangem tischtuchgrossem Leinentuch, wobei im 20. Jh. die schulterlangen Kopftücher aus farbiger Wolle bestanden.

Die Frauen trugen ihre Taschentücher an Feiertagen, Beerdigungen, bei Gottesdiensten und beim Gehen immer in ihrer Hand. Bis etwa 1970 führten die ungarischen Sloweninnen ihr Geld eingebunden in ihren Taschentüchern mit.

An Festtagen trugen die Männer Hüte. In Szakonyfalu wurden oft noch eine Blume, ein Blatt des Eichenbaums oder eine farbige Feder an die Hüte geheftet. Die Rekruten und unverheirateten Männer trugen Straussenfedern an ihren Hüten. Noch bis zum Ersten Weltkrieg trugen kleine Mädchen und Buben bis zum 7. Lebensjahr lange bis zu den Knien reichende Hemden. Bis zu den 1960er Jahren trugen die ungarischen Slowenen nur im Winter ausserhalb des Hauses Schuhe. Vom März bis zum ersten Schnee des Jahres liefen sie draussen barfuss herum. Im Innern des Hauses trugen sie nie Schuhe.

Die ungarischen Slowenen verzierten ihre Kleider nie stark mit Stickereien. Einerseits, weil sie als Saisonarbeiter lange fort waren und andererseits hatten sie auch kein Geld dafür. Nur die Stelle oberhalb der Fransen des Hosenbeins, die Blusen der Frauen, die Tischtücher sowie die Taschentücher wurden mit Stickereinen versehen. In den Jahren 1960-70 benähten die Frauen noch ihre Überröcke mit Querstickereien.

Die Slowenen im Raabgebiet wuschen ihre grosse Wäsche in Wannen. Die riesigen Holzwannen wurden mit Asche versehenen Leinentüchern abgedeckt. Diese Leinentücher begossen sie mehrmals am Tag mit Wasser. An einem sich unter der Wanne befindlichen Ausfluss fingen sie das Wasser wieder auf, mit welchem sie die Asche auf dem Leinentuch nochmals begossen. Die auf diese Weise gewaschenen Kleider und Bettwäsche wurden dann in einem Bach oder einem Teich ausgeschwenkt und mit Hilfe eines Waschbretts noch von den letzten Schmutzpartikeln gesäubert.

Das Bügeleisen und oft auch eine Rolle dienten als Hilfsmittel zum Bügeln. Die Bettwäsche und grössere Tücher wurden bis in die 1960er Jahre mit Hilfe von Rollen geglättet bzw. kalt gebügelt. Die Kleider wurden hingegen mit einem Bügeleisen heiss geglättet. Diese Bügeleisen wurden entweder mit Kohle oder heissen Eiseneinlagen, welche am Herd erhitzt wurden, aufgeheizt.

Familie


Die slowenischen Familien im Raabgebiet lebten und leben teilweise noch immer mit mehreren Generationen unter einem Dach. Dies war aber nicht die so genannte Grossfamilie, welche das slowenische Volk eigentlich seit dem früheren Mittelalter kannte, sondern es war und ist eine Grossfamilie, in der auch Verwandte zweiten Grades als nahe Verwandte zählen. Wenn z. B. die Paten keine Blutsverwandte sind, dann gelten sie auch nicht als wahre Verwandte. Bei den Slowenen im Raabgebiet hat die Abstammung mütterlicherseits ein grösseres Gewicht. Die wichtigsten Verwandten sind somit die Schwestern der Mutter.

Die Tradition ihrer Namensvergabe ist bezeichnend für die Slowenen im Raabgebiet. Die einzelnen Personen besitzen neben ihrer Familien- und Vornamen auch noch eine Benennung nach dem Haus in dem sie wohnen sowie zusätzlich noch einen Beinamen. Die häufigsten Familiennamen sind: Bajzek, Gyécsek, Sulics, Skaper, Mukics, Ropos, Csuk, Szukics, Rogán, Doncsecz, Merkli, Domiter, Holecz und Császár. Die häufigsten Vornamen sind: Mária und Anna für die Frauen, sowie József und Ferenc für die Männer. Die Menschen im Raabgebiet kennen sich und sprechen sich über ihre Benennung des Hauses an, in denen sie wohnen. Ihre Beinamen bekommen sie durch verschiedene Eigenschaften, welche netter, lächerlicher oder verletzender Natur sein können. Das Letztere wird natürlich nur in Abwesendheit der betreffenden Person angewendet.

Das Spielzeug der Kinder war seit Beginn des 20. Jh. bis zum Zweiten Weltkrieg sehr simpel. Die Mädchen spielten mit Puppen, welche aus Lappen hergestellt worden waren. Auch die Knaben hatten aus Lumpen gefertigte Spielzeuge (wie z. B. Bälle). Die Kinder schnitzten aus Karton Bein- und Armformen heraus, verknüpften diese mit Faden und bastelten sich so Hampelmännchen. Ferner schnitzten sich die Knaben aus Holunderholz Spielzeugpfeile und -flinten. Im Freien spielten sie mit Bällen, Lehmkugeln und sie spielten auch Verstecken.



Übersetzung aus dem Ungarischen und Zusammenfassung: Tibor Horváth

Quelle: „www.valtozovilag.hu/rx/rxmaszloven.htm“