Das 20. Jahrhundert

 

Als Folge der sich verschärfenden Agrarkrise um 1890 in Ungarn wanderten vom Gebiet der damaligen Monarchie hunderttausende Menschen nach Amerika und in verschiedene Länder Europas aus. Zwischen 1899 und 1913 verliessen etwa 25000 Personen das Komitat Vas. Die meisten davon aus dem Kreis Szentgotthárd (6000). In diesem Gebiet fand 1901 die grösste Auswanderungswelle statt. Aus Alsószölnök wanderten ungefähr hundert Einwohner nach Amerika aus. Der Erste Weltkrieg stoppte die Auswanderung nach Übersee, die aber um 1920 wiederum einen neuen Aufschwung erlangte. Aufgrund der massenhaften Einwanderung beschloss 1921 der amerikanische Kongress eine quotengeregelte Immigration. Diese Quote belief sich für Ungarn 1921 auf 5638 Personen. Somit änderte sich auch die Destination der Auswanderungswilligen. Kanada, Argentinien, Uruguay und Brasilien wurden zu neuen Zielen für die Emigranten aus dem Komitat Vas. 1869 lebten in den slowenischen Dörfern im Raabgebiet etwa 4000 Menschen. Bis zum Jahr 1910 sank die Einwohnerzahl um acht Prozent. 1910 behielten die USA etwa 5000 der aus dem damaligen ungarischen Königreich ausgewanderten slowenisch sprechenden Einwanderer. Die slowenisch sprechenden Ungarn siedelten sich hauptsächlich im Staat Pennsylvania und in den Orten Chicago und Bethlehem an. In den beiden Städten erschienen auch die Zeitungen „Szlobodne Rejcsi/Freie Worte“ und „Amerikanski Szlovenczov glász/Die Stimme der Slowenen Amerikas“. Die aus Amerika ins Raabgebiet zurückkehrenden Auswanderer kauften sich Land, renovierten ihre Häuser und vertrieben weiter ihre amerikanischen Zeitungen. Um sich eine Fahrkarte für eine Überfahrt in die USA leisten zu können, mussten die Auswanderer teilweise monatelang dafür arbeiten. Zahlreiche Auswanderer verliessen ihre Heimat ohne gültige Reisedokumente und wanderten illegal in ihre Zielländer ein oder beschafften sich mit Hilfe von nicht existierenden Zieldestinationen Reisepässe. Um die nötigen finanziellen Mittel rascher zu verdienen, folgten die Ehefrauen ihren schon einige Jahre zuvor ausgewanderten Ehemännern. Da aber der Grund einiger emigrierter Männer das Verlassen ihrer Ehefrauen war, erhielten die verheirateten Ehemänner ab 1926 nur dann einen Reisepass, wenn sie auch nachweisen konnten, dass sie für ihre in der Heimat zurückgelassenen Ehefrauen sorgen würden. Um 1923/24 kehrten viele der zuvor ausgewanderten Slowenen in ihre Heimat ins Raabgebiet zurück. Sie blieben nicht lange im Ausland, da sie in ihren Dörfern ein Leben zu verbesserten Bedingungen aufbauen wollten.

 

 

Der Erste Weltkrieg

 

 

Die Slowenen im Raabgebiet nahmen als ungarische Soldaten im Ersten Weltkrieg teil. Denkmäler in Apátistvánfalva, Alsószölnök und Rábatótfalu erinnern an die zahlreichen slowenischen Gefallenen dieses Krieges. Nach Ende des Ersten Weltkrieges änderte sich im slowenischen Raabgebiet die Staatsmacht innerhalb von zehn Monaten sechs Mal. Bis Oktober 1918 gehörte dieses Gebiet noch zu Habsburg. Von November 1918 bis März 1919 zur Republik Károly-Ungarn. Von März 1919 bis August 1919 zur Räterepublik Ungarn. Zu Beginn des Jahre 1919 gehörte das Raabgebiet sogar noch für eine Woche der jugoslawischen Jurisic-Macht an. Auch die Weissgardisten bemächtigten sich dieses Gebietes für einige Tage. Ab August 1919 fiel es unter die Herrschaft des Königreiches Serbien-Kroatien-Slowenien und mit dem Trianoner Friedensvertrag vom 4. Juni 1920 verblieben die slowenischen Gemeinden im Raabgebiet endgültig bei Ungarn. Die Regierung von Károly (1918-1919) versprach den Slowenen in den Komitaten Zala und Vas eine kulturelle Autonomie. Aber vor allem die katholischen Slowenen wollten eher zum Mutterland Slowenien gehören.



Nach „Trianon“

 

 

Die Grenzen zwischen den Königreichen Ungarn und Serbien-Kroatien-Slowenien wurden im Trianoner Schloss unweit von Paris am 4. Juni 1920 endgültig im so genannten „Trianoner Friedensvertrag“ geregelt. Die Wasserscheide der beiden Flüsse Raab und Mur galt somit als Grenzlinie im Komitat Vas. Die in der Umgebung von Szentgotthárd liegenden slowenischen Ortschaften verblieben weiterhin unter ungarischer Herrschaft. Aus den neun sich zuvor im Raabgebiet befindenden slowenischen Gemeinden (Alsószölnök, Apátistvánfalva, Felsőszölnök, Orfalu, Permise, Rábatótfalu, Ritkaháza, Szakonyfalu und Újbalázsfalva) wurden durch Zusammenschlüsse deren sechs. Újbalázsfalva wurde zu Apátistvánfalva, Rábatótfalu wurde zu Szentgotthárd geschlossen und Permise und Ritkaháza als Kétvölgy vereint. Dieses so genannte „vendvidék“ wurde somit in zwei Teile gerissen: In das zu Slowenien gehörende Murgebiet (Prekmurje) und in das zu Ungarn gehörende Raabgebiet (Porabje). Damit fing eine neue geschichtliche Epoche für die Slowenen im ungarischen Raabgebiet an. Von diesem Zeitpunkt an entwickelten sich das Murgebiet und das Raabgebiet in wirtschaftlicher, politischer, kultureller und ethnischer Hinsicht von einander getrennt und verschieden. Am Dreiländereck bei Felsőszölnök wurde ein pyramidenförmiger Gedenkstein mit den Wappen Österreichs, Ungarns und Jugoslawiens sowie mit dem Ratifikationsdatum des Trianoner Friedensvertrages aufgestellt. In der Zwischenkriegszeit hielten die slowenisch sprechenden Schüler alljährlich Ende Mai ein Gedenkfest für die gefallenen Helden des Ersten Weltkrieges bei dieser Steinsäule ab. Nach der Ziehung des „Eisernen Vorhangs“ nach dem Zweiten Weltkrieg war diese Steinsäule nicht mehr zugänglich. Seit dem 4. Juni 1989 ist die Grenze offen und von diesem Datum an treffen sich die Vertreter der drei Volksgruppen wieder alljährlich bei dieser Steinsäule, welche die Geschichte dieser Region symbolisiert.



Die „Wendenfrage“

 

 

Bei der Invasion der deutschen Truppen am 6. April 1941 in Jugoslawien schloss sich auch Ungarn als Verbündete Hitler-Deutschlands an. Als Dank dafür bekam Ungarn das serbische Bácska, das kroatische Baranya und Medjimurje sowie das slowenische Murgebiet zurück. Diese Gebiete wurden nach dem Trianoner Friedensabkommen 1920 zu Jugoslawien geschlossen. Den Einwohnern des Murgebiets wollte man beweisen, dass sie keine Slowenen seien, sondern von den Kelten abstammten. Der aus dem slowenischen Murgebiet stammende Mathematik- und Physiklehrer Sándor Mikola (1871-1945) behauptete in der Zeit des Trianoner Friedensabkommens, dass die Bezeichnung „vend“ nicht „Slowene“ bedeutet. Mit seinem Werk „A Vendség múltja és jelene/Die Vergangenheit und Gegenwart der Wenden“ propagiert er diese Vorstellung. Mit der Theorie Sándor Mikolas versuchte die ungarische Politik damals das slowenische Murgebiet zurückzugewinnen. Aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg verblieb das Murgebiet bei Jugoslawien (Slowenien) und das Raabgebiet bei Ungarn.



Die doppelte Identität

 

 

Zwischen dem 18. und 23. März 1946 wurden alle auf dem ungarischen Staatsgebiet lebenden Ethnien registriert. Da sich die im Raabgebiet lebenden Slowenen von einer Aussiedlung fürchteten bekannten sie sich bei dieser Registrierung zum Ungarntum, behielten jedoch ihre slowenische Muttersprache. Sie entschieden sich somit für die „doppelte Identität“. Die in der Zeitung „Szabad Nép/Das freie Volk“ erschienene Nachricht, dass falls sich die Slowenen im Raabgebiet zum Slowenentum bekennen, sie mit der Gefahr einer Aussiedlung nach Jugoslawien leben müssten, beeinflusste ihre Entscheidung für die doppelte Identität stark. Ferner verkündete diese Zeitung, dass falls sich die Slowenen aber zum Ungarntum bekennen, dann müssten sie sich mit der vollständigen Assimilation zum Ungarntum zufrieden geben. Der Zeitung „Szabad Vas megye/Das freie Komitat Vas“ zufolge wurde an den Pariser Friedensgesprächen der Delegierten aus Ungarn und Jugoslawien auch über die Umsiedlung bzw. den Austausch der jeweiligen südslawischen und ungarischen Bevölkerung in den beiden Ländern gesprochen. Innerhalb von drei Jahren hätten etwa 40000 Menschen ihren Wohnsitz wechseln sollen. Glücklicherweise kam es nicht zu dieser Umsiedlung. Während der Aussiedlungspolitik der deutschstämmigen Bewohner Ungarns kamen jedoch in Felsőszölnök 200 Personen auf eine für die Aussiedlung bestimmte Liste. Diese Personen wurden aber aufgrund ihrer Mischehen mit Slowenen oder wegen fehlender Kenntnisse der deutschen Sprache von dieser Liste gestrichen. In Alsószölnök bekannten sich 1941 325 Personen dazu deutschstämmig zu sein. Der Volksbund besass 360 Mitglieder worunter auch viele Slowenen waren. In Alsószölnök gab es auch eine nicht zu vernachlässigende Zahl an deutschstämmigen Einwohnern. Einige Slowenen schlossen sich während des Zweiten Weltkrieges dem dortigen deutschen Volksbund an, da ihnen der Volksbund eine viel versprechende Arbeit in Deutschland in Aussicht stellte. 1946 siedelte die ungarische Regierung 103 Personen aus Alsószölnök aus.



Landaufteilung, Immigration und Umsiedlung

 

 

In den Dörfern des slowenischen Raabgebietes verblieben ungefähr zwei Drittel des zu bewirtschaftenden Landes auch nach 1945 in Privateigentum. Von den 85 Familien, welche einen Anspruch auf Land stellten, bekamen 29 Familien Land zugesprochen. Die nach dem Zweiten Weltkrieg von 1946-1956 verordneten Vorschriften der verbindlichen Naturalabgabe und der Lebensmittelkarten beeinträchtigten auch die slowenischen Bauern im Raabgebiet. Die Bauern mussten einen Teil ihrer Ernte dem Staat abgeben. Diese Bestimmungen waren oft auch absurder Natur. Der Soll an Naturalabgaben war teilweise so hoch gestellt, dass einigen Bauernfamilien mit vielen Kindern kaum mehr die Ernte für den Eigenbedarf reichte und sie diese mit Lebensmittelkarten oder Geld in den staatlichen Läden einkaufen bzw. zurückkaufen mussten. Auch waren die Vorschriften nicht immer an die gegebenen landwirtschaftlichen Ausrichtungen der Bauern angepasst. Obwohl die Bauern vermehrt in der Hühnerzucht tätig waren, verlangte die staatliche Abgabeverordnung betreffend Geflügelzucht, dass auch Enten und Gänse abzugeben sind. 1948 verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Ungarn und Jugoslawien. Im August 1951 liess die Ratsversammlung verlauten, dass die slowenisch sprechenden Bauern im Grenzgebiet zu Jugoslawien keine würdigere Antwort auf Titos Kooperation mit dem Westen geben könnte, als dass sie den Anteil der verbindlichen Naturalabgaben erhöhen. Als Folge der schlechten wirtschaftlichen Bedingungen verliessen zwischen 1949 und 1960 etwa 28 Prozent der slowenischen Bewohner das Raabgebiet. Die als „kulák“ (= reichere Bauer) bezeichneten slowenische Bauernfamilien wurden in Arbeitslager nach Hortobágy in die Puszta ausgesiedelt. Auch nach 1953 durften viele dieser ausgesiedelten Bauernfamilien nicht in ihre Heimatdörfer zurückkehren, sondern sie durften nur in Gebiete, welche etwa 60-80 km davon entfernt waren migrieren. Dies ist teilweise auch der Grund weshalb sich in einigen Teilen des Komitates Vas auch slowenisch sprechende Familien ansiedelten. Das slowenische Raabgebiet wurde während des Ungarnaufstands von 1956 von Gewaltakten verschont. Am 23. Oktober 1956, als der Aufstand in Budapest ausbrach, verliessen die 83 Soldaten des Grenzwachtkorps von Alsószölnök ihre Grenzposten und begaben sich auf die Seite der Aufständischen. Die mit Stacheldraht versehenen Grenzabschnitte zu Österreich und Jugoslawien wurden schon im Sommer 1956 von der ungarischen Regierung abgebaut. Einer der Hauptfluchtwege vieler ungarischer Flüchtlinge während des Ungarnaufstandes bildete die Grenze zu Österreich bei Alsószölnök in das benachbarte österreichische Neumarkt hinüber.



Der „Eiserne Vorhang“

 

 

Den Begriff „Eiserner Vorhang“ wurde von Churchill am 5. Mai 1946 in Fulton (USA) bei einer Rede erwähnt, indem er sagte, dass vom Baltischen Meer (Stettin) bis zur Adria (Trieste) ein „Eiserner Vorhang“ auf Europa herabhinge. Dieser „Eiserne Vorhang“ riegelte das Raabgebiet von der zweiten Hälfte der 1940er Jahre bis anfangs der 1990er Jahre von Jugoslawien und Österreich ab. Anfänglich bestand der „Eiserne Vorhang“ aus Drahthindernissen, Minenfeldern, Spurdruckabschnitten, und auf der ungarischen Seite gab es Kontrollposten. Die Regierungszeit unter Kádár betraf die slowenische Bevölkerung im Raabgebiet hinsichtlich der Grenzkontrollen am stärksten. Zusätzlich wurden spezielle Alarmeinrichtungen als Grenzsicherung angewandt und die Bauern wurden durch eine Verordnung dazu veranlasst ihr Land, welches bis zur Grenze verlief, für Grenzsicherungen freizuhalten. Falls ein Bewohner des Raabgebietes Verwandte oder Freunde im benachbarten Jugoslawien hatte, dann galt er als unvertrauenswürdig und ihm drohte die Gefahr nach Jugoslawien ausgesiedelt zu werden. Zwischen den beiden Weltkriegen wurde dem Schicksal der verschiedenen Volksgruppen in Ungarn kaum grosse Beachtung geschenkt. Die Isolation durch den „Eisernen Vorhang“ brachte eine starke Einbusse des Bildungsniveaus und die Abwanderung der Slowenen aus dem Raabgebiet mit sich. In den 1960er Jahren begann durch die Errichtung einer Schmiedewerkstätte und einer Weberei in Szentgotthárd eine gewisse industrielle Entwicklung, welche auch das Raabgebiet beeinflusste. Die slowenische Bevölkerungsgruppe fand in den oben genannten Unternehmen Arbeit. Anfänglich pendelte sie täglich aus ihren Dörfern nach Szentgotthárd zur Arbeit, später aber liessen sich viele von ihnen im ungarisch sprechenden Städtchen Szentgotthárd nieder. Die Abwanderung in ungarisch sprechende Städte beeinträchtigte den Fortbestand der slowenischen Identität im Raabgebiet enorm. Die damalige sozialistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung erlaubte kaum eine eigenständige Initiative zur Bewahrung der slowenischen Eigenart im Raabgebiet. Erst die Verfassungsänderung von 1972 erlaubte der slowenischen Minderheit sowie den übrigen Minderheiten in Ungarn zumindest einen formellen Schutz und Gebrauch ihrer Sprache. Ab dem Jahre 1979 sendete das Győrer Radio wöchentlich 25 Minuten in slowenischer Sprache und 1986 wurde das Szentgotthárder Museum nach dem slowenisch stämmigen Sprachwissenschaftler und Ethnographen Pável Ágoston benannt. Pável Ágoston (1886 - 1946) befasste sich mit der Forschung der slowenischen Sprache, u. a. mit der Sprachentwicklung im Murgebiet.



Die politische Wende und die Slowenen im Raabgebiet

 

 

Die in Ungarn in den 1990er Jahren friedlich stattfindende Wende in einen Rechts- und Mehrparteienstaat sowie in einen Staat mit parlamentarischer Demokratie, einer marktwirtschaftlichen und einer neuen gesellschaftlichen Ordnung, ermöglichte auch den Minderheiten sich zu entwickeln und vermehrt zu ihrer Identität zu finden. 1990 wurde in Felsőszölnök der für den Standort Szengotthárd zuständige slowenische Verband gegründet, welcher seit 1991 alle zwei Wochen die kleine Zeitung "Porabje" in Slowenisch herausgibt. Zusätzlich strahlt das ungarische Fernsehen seit 1992 alle zwei Wochen für 25 Minuten eine Sendung namens „Slovenski utrinki/Slowenische Mosaiken“ für die slowenische Volksgruppe in Ungarn aus. Die reichhaltige Tradition der ungarischen Slowenen wird durch eine im Verband der ungarischen Slowenen integrierte Kulturgruppe gepflegt. Der Verband der Slowenen trägt auch viel zur Bewahrung der slowenischen Sprache im Raabgebiet bei. 1993 hat das ungarische Parlament ein Gesetz für die in Ungarn lebenden Minderheiten und Ethnien verabschiedet, welches 13 verschiedene Minderheiten auf ungarischem Boden anerkennt. Aufgrund des in diesem Gesetz verankerten Rechts über die Selbstverwaltung der ethnischen Minderheiten, entstanden bei den Wahlen von 1994/95 in sechs von sieben slowenischsprachigen Siedlungen auch Selbstverwaltungen, welche die Interessen der slowenischen Bevölkerungsgruppe im Raabgebiet vertreten. Ferner konnten die ungarischen Slowenen aufgrund der Wahlergebnisse von 1998 drei weitere Selbstverwaltungen bilden: In Szombathely, Mosonmagyaróvár und in Budapest. Der Hauptsitz der Selbstverwaltung aller Slowenen in Ungarn befindet sich in Felsőszölnök. Auch in Budapest und Szombathely existieren slowenische Vereinigungen. 1998 wurden in Szentgotthárd das slowenische Kultur- und Informationszentrum sowie ein Konsulat der Republik Slowenien eröffnet. Seit dem 23. Juni 2000 wird täglich über das Radio von Szentgotthárd in slowenischer Sprache gesendet.

 


Die Beziehungen zu Slowenien

 

 

Die zwischen den Republiken Slowenien und Ungarn entstandenen bilateralen Abkommen und die in den letzten Jahrzehnten verabschiedeten Gesetze von Seiten Ungarns ermöglichen eine entsprechende Sicherstellung der Förderung und Bewahrung der Beziehungen zwischen den Slowenen im Raabgebiet und des Mutterlandes Slowenien. Besondere Bedeutung kommt dem Gesetz über die Rechte der ethnischen Minderheiten in Ungarn, über das bilaterale Abkommen zwischen Ungarn und Slowenien über die Sicherstellung der Rechte der slowenischen Bevölkerungsgruppe in Ungarn, über die ungarische Bevölkerungsgruppe in Slowenien und die Zusammenarbeitsverträge in Bildung, Kultur, und Wissenschaft, zu. Der vom slowenischen Parlament verabschiedete Beschluss mit den Nachbarstaaten Österreich, Italien, Kroatien und Ungarn, in welchen Slowenen als ethnische Gruppen leben, hat für die Slowenen im Raabgebiet eine sehr wichtige Bedeutung. Dieser Beschluss gewährt den Slowenen im Raabgebiet zahlreiche Formen der Unterstützung, welche von politischer, kultureller, sprachlicher, informeller bis zu wirtschaftlicher und finanzieller Natur sein können. Das Mur- und das Raabgebiet, welche jahrzehntelang durch den „Eisernen Vorhang“ voneinander getrennt waren, können wieder zu ihren gemeinsamen Wurzeln zurückfinden. Dazu tragen die Öffnung der Grenzübergänge Martinje-Felsőszölnök und Čepinci-Kétvölgy und die Eisenbahnverbindung Zalalövo-Hodoš stark bei. In den letzten Jahren hat sich die Bindung zwischen den slowenischen Bevölkerungsgruppen in Italien, Österreich und Ungarn verstärkt. Zahlreiche Kultur- und Sportveranstaltungen tragen dazu bei, dass sich diese slowenischen Volksgruppen ausserhalb der slowenischen Staatsgrenzen austauschen und näher kennen lernen können. Es hat sich gezeigt, dass abgesehen von den verschiedenen Entwicklungen dieser slowenischen Volksgruppen, die Grundfragen zu ihrer Identität und ihrem Weiterbestehen ähnlich sind.




Übersetzung aus dem Ungarischen und Zusammenfassung: Tibor Horvat

Quelle: Mukics Mária, „A Magyarországi Szlovének; Press Publica, (2003) 
             „www.hu-embassy.si/Index_files/hu_files/magyar_files/Munda.htm“