Das Leben des
Pável Ágoston (Linguist und Ethnograph)
1886
Am 28. August 1886 wurde Pável Ágoston in Cankova (Slowenien) als drittes Kind
von Pável Iván, dem Schneidermeister, und Obal Elisabeth geboren. In seinem
Geburtsort besuchte er die Grundschule.
1897 - 1901
Trotz seiner windischen (slowenischen) Muttersprache schloss Pável Ágoston
als einer von 28 Schülern des ungarischsprachigen Gymnasiums von
Szentgotthárd das Abitur mit einer vorzüglichen Leistung ab. Zwischen Pável
Ágoston und seinem Klassenlehrer Gyozo Schmidt, welcher ihm die Fächer
Ungarisch und Latein unterrichtete, und Leiter der Bibliothek des Gymnasiums
und auch der Redakteur der örtlichen Zeitung war, entstand schon in den
früheren Jahren eine freundschaftliche Beziehung.
1901 - 1905
Seinen schulischen Werdegang führte Pável Ágoston in Szombathely an der
Premont Hochschule fort, wo er ebenfalls vorzügliche Leistungen erbrachte. An
dieser Hochschule partizipierte er im Verein für Freiwillige Weiterbildung.
Im vereinseigenen Blatt namens "Bimbófüzér" erschienen bereits
einige seiner Epigramme, Balladen und geschichtlich thematisierten Elegien.
1905 - 1909
An der Philosophischen Fakultät der Péter Pázmány Universität in Budapest
studierte Pável Ágoston Ungarisch und Latein. Neben seinem Fachgebiet
besuchte er die Fächer Serbisch, Kroatisch, Russisch sowie das Fach
Vergleichende Forschungen der Slawischen Sprachen. Hier nahm die Freundschaft
mit dem Professor Oszkár Asbóth, bei dem er nicht nur Student, sondern auch
wissenschaftlicher Mitarbeiter war, seinen Anfang. Pável Ágoston genoss ein
Stipendium, wurde von den Studiengebühren befreit und neben seinem Studium
unterrichtete er auch. Einer seiner Schüler war u.a. Albert Szent-Györgyi,
welcher den Nobelpreis für Physiologie erhielt.
1906 - 1909
Pável Ágostons erste Verse erschienen in ungarischer Sprache in der Zeitung
"Murska Sobota und Umgebung" sowie in windischer Sprache in den
Blättern "Novine", "Martijin List" und
"Kolendar".
15. Mai 1909
An diesem Tage erschien sein erster gedruckter Essay über zwei Abhandlungen
slawisch-ungarischer Sprachformen, worin Oszkár Asbóth sich einerseits der
Untersuchung der slawischen Stammwörter und den Veränderung der Laute
"j" und "gy" in der slowenischen Sprache in Ungarn und
andererseits der in Westungarn ansässigen akademischen Sprachrede, welche
hauptsächlich von Pável Ágoston untersucht wurde, widmete.
13. November 1909
An der ungarischen Volkskundetagung las Pável Ágoston slowenische
Versübersetzungen und seine eigenen Verse vor.
1909
Die in seiner Doktoratsarbeit erstellte Abhandlung über die Klanglehre der
slowenischen Sprache im Cankover Sprachkreis erschien in der Ausgabe der
ungarischen Wissenschaftsakademie. Diese Arbeit gewann einen Wettbewerbspreis
an der Universität und wurde akademisch hoch gewürdigt. Professor Oszkár
Asbóth meinte dazu: "Ein wenig bin ich wohl wütend, aber nicht auf
Pletersnik (slow. Sprachforscher und Literaturhistoriker), sondern auf solche
ungarischen Sprachwissenschaftler, welche ihren Wortschatz mit Leichtigkeit
gebrauchen. Diesen empfehle ich besonders Pávels reiche Abhandlungen, da sie
einiges daraus lernen können!"
1909 - 1910
Im Militärdienst diente Pável Ágoston in der 7. Grazer und dann in der 82.
Székhelyudvarhelyer (Siebenbürgen) Infanterietruppe. Aufgrund eines
administrativen Fehlers, die Infanterienummer 83 wurde fälschlicherweise als
Nummer 82 geschrieben, wurde er in Siebenbürgen zum Militärdienst
abkommandiert. Die Volkszeitung von 1986 schrieb zu Gedenken an Pável
Ágoston, dass er die geringe Freizeit beim Militär für das Sammeln von
Volksversen, Liedern, Gebräuchen und Kleidern nutzte.
1910 - 1911
Sein Praktikumsjahr als Lehrer verbrachte Pável Ágoston am universitären
Hauptgymnasium im zweiten Bezirk in Budapest.
1911 - 1913
Pável Ágoston arbeitete als stellvertretender Lehrer am staatlichen
Hauptgymnasium von Torda. Seine Lehrerkollegen und Freunde waren: Károly
Visky und Gábor Kemény.
14. April 1914
Heiratete Pável Ágoston Irene Benko in Szentgotthárd.
Juni 1914
Wurde er zum Kriegsdienst eingezogen
10. Juni 1914
An diesem Tag wurde Pável Ágoston Lehrer.
6. September 1914
In den Schlachten bei Lemberg wurde er schwer verletzt, was eine 5-jährige
Krankheit nach sich zog. Die Volkszeitung schrieb 1986: "Den Krieg
verachtete Pável Ágoston sehr. Eine grössere Freude hätte ihm nicht
widerfahren können, als in der ersten Schlacht verletzt zu werden, da er auf
diese Weise von diesem sinnlosen Krieg davonkam. In den Jahren als er krank
war schrieb und übersetzte er fortlaufend weiter."
1916
Pável Ágostons Werk mit dem Titel "Die neuste windische
Literatursprache" wurde von der Akademie ausgezeichnet. "In seinem
Werk zeigt der Autor mit dichterischem Sprachforscher-Wissen und mir der
grundlegenden Kenntnis der heimischen slowenischen Sprache die im Gebiet der
Literatursprache zu beobachtenden Bestrebungen auf, welche sich an die in Österreich
vorzufindende slowenische Sprache annähert und sich auf diese Weise von deren
Volkstümlickeit absetzt." Akademisches Informationsblatt, Mai 1917.
Mai 1919
Pável Ágoston wurde in Dombóvár zum Mitglied der Fachabteilung der
öffentlichen Bildung der Stadt sowie in die Redaktionskomission des örtlichen
Wochenblattes gewählt.
Mai 1920-August 1933
Er war am staatlichen Mädchengymnasium von Szombathely als Lehrer tätig.
16. November 1920
Pável Ágoston wurde an die Philosophische Fakultät der Universität von
Ljubljana berufen.
1924
In diesem Jahr übernahm er die Bibliotheksführung des Kulturvereins vom
Komitat Vas und der Stadt Szombathely.
1925
Pável Ágoston erarbeitete und veröffentlichte eine Zusammenstellung des
Adressenverzeichnisses der Kulturvereinsbibliothek vom Komitat Vas und der
Stadt Szombathely.
1. Januar 1926
Nach der Katalogisierung und Umstrukturierung der Museumsbibliothek eröffnete
er diese. "Das Jahr 1926 galt als ein Wendepunkt in der Geschichte der
Kulturvereinsbibliothek, da durch das Mitwirken von Pável Ágoston eine neue
Dynamik in das Leben der Bibliothek kam und somit die früheren engen
Beschränkungsregeln aufgehoben wurden."
Februar 1928
Es entstand eine Freundschaft mit Ferenc Móra und Vilko Novak.
September 1928
Pável Ágoston übernahm die Führung des Museums vom Komitat Vas sowie des
Magazins für Volkstum.
November 1928
Pável Ágoston gründete den Freundschaftsverein des Museums des Komitats Vas.
1928-1929
Er stiftete ein Heim für die Schüler des Sándor Weörös Gymnasiums. Sándor
Weörös erinnert sich (Szombathely 1986): "Die paar Monate, welche ich
mit meinem älteren Freund Guszti verbrachte, waren die wertvollsten
überhaupt....Eigentlich löste Guszti die "Lawine" meines Lebens
aus. Bis anhin war ich ein altkluges und krankes Kind und dank ihm begann ich
ein neues, schon nicht mehr kindliches, äusserlich "dekadentes",
aber in Wirklichkeit intaktes Leben zu führen. Unsere Verbindung war sehr
besonderer Natur. Pável, das ewige Kind und ich hingegen schon ein altkluger
Mensch. Irgendwo in der Dichte des Lebens trafen wir uns. Möglicherweise ist
es nicht übertrieben zu behaupten, dass nicht nur ich von Pável lernte,
sondern auch er von mir."
27. April 1932
Pável Ágoston wurde Mitglied im Ausschuss der Gesellschaft für Volkstum,
sowie am 12. Juli 1939 Mitglied in der Korrespondenzabteilung
Dezember 1932
Es erschien sein erster Versband mit dem Titel " Beten im Schosse des
blinden Tales". Ferenc Móra meinte am 5. März 1933 dazu folgendes:
"....unglaublich schnell kann man ihn zu denjenigen modernen ungarischen
Lyrikern zählen, welche in der heutigen turbulenten Zeit nur für sich selber
"singen", doch werden sie auch von zukünfigen Menschen gehört
werden!"
März 1933
Pável Ágoston leitete die wissenschaftliche Zeitschrift "Vaser
Rundschau", wessen Redakteur er bis zu seinem Tode im Jahre 1946 war.
Pável formulierte das Programm dieses Blattes folgendermassen: "Unsere
Zielsetzung....im Dienste der kulturellen Probleme der Ortsgeschichte vom
Komitat Vas und Westungarns zu stehen und dafür das vollste Verständnis
aufzubringen."
1. August 1933
Er wurde an das Gymnasium Faludi versetzt.
1934
Pável Ágoston wurde Ehrenmitgliedssekretär des ungarischen
Landeskulturverbands. Im gleichen Jahr wurde er auch Mitglied des
"Erdély Szépmíves Céh" Verlags.
26. März 1936
Ordentliches Mitglied der Szegeder "Tömörkény-Gesellschaft".
Frühling 1936
Mit Dr. Sándor Gonyei zusammen unternahm Pável Ágoston eine längere Reise
durch den Nationalpark "Wart" (Örség), woraus seine Arbeit
"Bilder von der Wart" resultierte.
1936
In diesem Jahr erschien sein zweiter Versband mit dem Titel "Der
angezündete Wald." Béla Dezsényi schrieb dazu im Blatt "Élet"
1936: "Derjenige, der diesen kleinen Band zu Ende liest, hat das Gefühl,
er höre das Gewissen der Welt als eine fehlgeschlagene Glocke läuten."
1937
Im "Nyugat" erschien Pável Ágostons Übersetzungen der bedeutendsten
literarischen Werke von Cankar Ivan. "Jernej, der Knecht und seine
Wahrheiten", "Der Taugenichts Marko" und die Romane mit dem
Titel "König Matthias".
1940
Im Zuge des Zusammenschlusses der Komitate Vas und Zala erweiterte Pável
Ágoston die Rundschau von Vas auf die Rundschau Westungarns.
15. Juni 1940
Er wurde zum Mitglied der "Gárdony"-Gesellschaft.
26. August 1940
An diesem Tag trat Pável Ágoston eine Forschungsreise in die Wart an. Mit
István Gyorffy und Károly Visky sammelte er Material für seiner Monographie.
13. Dezember 1940
Er wurde zum Mitglied des "Pen Klubs" gewählt
1941
In der Reihe der südslawischen Schriftsteller erschien die Übersetzung des
literarischen Werks von Ivan Cankar. Die ungarische Kulturrundschau schrieb
am 15. März 1941: "Die Übersetzung von Pável Ágoston ist künstlerisch
und vollkommen."
Februar 1941
An der Philosophischen Fakultät der Universität Szeged wurde Pável Ágoston
aufgrund seiner über das slowenische Volkstum und Literatur geschriebenen
Arbeit "König Matthias" zum Privatlehrer für die Fächer
südslawische Sprachen und Literatur habilitiert.
27. September 1941
Er wurde Mitglied der "Janus Pannonius"-Gesellschaft.
1944
Pável Ágoston arbeitete den Lernplan über die Kenntnisse der ungarischen
Sprache aus und er verfasste zugunsten der Schulen im Murgebiet die
ungarische Literaturgeschichte in slowenischer Sprache.
Mai 1945
In diesem Monat wurde er zum Präsidenten der örtlichen pädagogischen
"Freien Fachorganisationen" gewählt. Ferner war er als offizieller
Dolmetscher für Russisch im Komitat Vas tätig.
Juni 1945
Auf Pável Ágostons Initiative hin startete in Szombathely der erste
Russischkurs, welchen er auch selber entwarf.
18. November 1945
Er wurde zum ordentlichen Mitglied der Pécser "János
Batsányi"-Literaturgesellschaft gewählt.
Am 2. Januar 1946 starb Pável Ágoston.
Übersetzung aus dem Ungarischen und
Zusammenfassung: Tibor Horvat
Quelle: "Pável Ágoston"; Tilcsikné Pásztor Ágnes, Berzsenyi
Dániel Megyei Könyvtár Szombathely, (1986)
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