Weitere berühmte Persönlichkeiten

 In chronologischer Reihenfolge

 

István Küzmics (1723 - 1779) ist der bedeutendste Schriftsteller der evangelischen Slowenen in Ungarn. In Sopron, Györ und Pressburg (Bratislava) schloss er erfolgreich sein Hochschulstudium ab. In den beiden slowenisch sprechenden Ortschaften Nemescsó (1751 - 1755), im nördlichen Teil des Komitates Vas und in Surd (1751 - 1755), im Komitat Zala, war István Küzmics Seelsorger und Lehrer.

Ferner schrieb er sowohl Katechismus- als auch Schulbücher und übersetzte das Neue Testament (Nauvi zakon ali testamentom, Halle 1771). In seinem Vorwort, welches in kultureller und ethnischer Hinsicht besonders bedeutend ist, schreibt er u. a. folgendes: "… Du, welcher das heilige slowenische Buch des Neuen Testamentes in Deiner Muttersprache liest, oder je mal lesen wirst: erweise Dankbarkeit gegenüber der Güte Deines Gottes … aber das Buch, welches ein kostbarerer Schatz als Silber und Gold ist, sollst Du in Deiner Sprache verstehen und gemäss dem Willen Gottes handeln. "

 

Miklós Küzmics (1737 - 1804) ist der bedeutendste Schriftsteller der katholischen Slowenen in Ungarn. Zudem war er auch Lehrinspektor der zur slowenischen Propstei gehörenden Schulen (Miklós Küzmics ist nur ein Namensvetter von István Küzmics und kein Verwandter). Für die ungarischen Slowenen hatte Miklós Küzmics das erste zweisprachige Schulbuch verfasst: ABC knizsica na narodni soul haszek - das Alphabetbüchlein zugunsten der Nationalitätenschulen, welches er aus der deutschen in die ungarische und slowenische Sprache übersetzte. Dieses Büchlein, welches das erste slowenisch-ungarische Wörterbuch enthielt, erschien 1790 in Buda.

 

József Kossics (1788 - 1867) bekleidete in der ersten Hälfte des 19. Jh. in Alsószölnök (1816 - 1828) und später in Felsõszölnök (1828 - 1867) das Amt des Pfarrers. Ferner war er Dichter, Sprachforscher, Historiker und Ethnologe. Er war Abonnent der Zeitschrift Wissenschaftliche Sammlung - Tudományos gyüjtemény. In dieser Zeitschrift erschien 1828 seine von der volkskundlichen Wissenschaft sehr geschätzte Landschaftsmonografie über die ungarischen Slowenen. Auch verfolgte József Kossics mit grosser Aufmerksamkeit das ungarische Leben in wissenschaftlicher und kultureller Hinsicht. In seinen populärwissenschaftlichen Schriften nahm er auch eine übertriebene Haltung ein. Er unterstützte einen Appell, welcher von jeder im gesamten Staat lebenden Volksgruppe ein Gedicht in der jeweiligen Muttersprache zur Eröffnung des Ungarischen Pester Theater (1837) verlangte. Auch József Kossics verfasste ein in seiner slowenischen Muttersprache geschriebenes Gedicht und fügte eine ungarische Grobübersetzung hinzu.

 

"Od Pesta példo vzemite                              

vsza Vogrska Goszpoda -                             

Da orszácsko gorznejtite                             

Gledáliscse bos znouva. -                            

Sztalnim mósztom prejk Dunája                  

Zvéste Büdimo k-Pesti,                                 

Naj Prísavecz nazvejscsáva                         

Dela vass Zmosnoszti"                                 

 

"Nehmet ein Beispiel am Pester Burgkomitat

Alle ungarischen Herren!

Und lasset prächtig erstrahlen

Auch das Staatstheater!

Verbindet Buda mit Pest

Mit einer ewigen Brücke,

So dass der Ankömmling auch werben soll

Für euer prächtiges Werk"

  

János Kardos (1801 - 1875) war ein evangelischer Pastor, Lehrer und Schriftsteller. In Wien absolvierte er sein Theologiestudium. In Hodos (Slowenien) arbeitete und lebte er. Er schrieb und übersetzte kirchliche Bücher und Schulbücher. Als erster übersetzte Kardos Werke von ungarischen Schriftstellern und Dichtern aus der ungarischen in die slowenische Sprache (Werke von Petõfi, Arany, Jókai, Kisfaludy, Vörösmarty usw.). U. a übersetzte er auch Mihály Vörösmartys Appell:

 

"Domovini nevkleknyeno                              

Boj oh Vogrin, podan!                                   

V nyej mas zibel i ednauk grob,                   

Gde bos varvan vuszpan.                             

 

Zvön nyé nega vecs za tébe                          

Meszta na tom szvejti;                                 

V trdnom milom sorsi  ti je                          

Tü zsiveti, mrejti"                                           

 

"Oh du ungarischer Bürger, sei deiner

Heimat ein aussergewöhnlicher Anhänger,

Deine Weisheit soll auch im Grabe

Dich pflegen und bedecken.

Ausser hier gibt es in der grossen, weiten

Welt keinen Platz für dich;

Segnen oder  peinigen soll dich das Los:

Leben und sterben musst du hier"

 

Imre Lenarsich (1882 - 1966) war ein slowenischstämmiger Priester. Er wurde 1882 in Gornji Slaveci (Slowenien) geboren. In Szombathely machte er die Reifeprüfung und wurde zum Priester geweiht. In Tisina (Murgebiet / Slowenien) war er fünf Jahre lang Kaplan, 1909 erhielt er den kanonrechtlichen Doktortitel. Als Priester wirkte Imre Lenarsich drei Jahre lang in Murska Sobota (Slowenien) und 14 Jahre in Alsószölnok (Slowenisches Raabgebiet). Von Alsószölnök aus gelangte Imre Lenarsich nach Nyögér, ein kleines Dorf in der Nähe von Sárvár, wo er 1966 starb. In Nyögér war er Probst und feierte auch seine goldene bzw. diamantene Messe.

Im kleinen Dorf Nyögér wird immer noch liebevoll an Lenarsich erinnert. 1997 wurde die Lenarsich-Stiftung gegründet und es wurden eifrig Dokumente und Daten über sein Wirken gesammelt. In der Pfarrei von Nyögér werden heute noch Lenarsichs Schwarz-Weiss-Fotos und Bücher, darunter auch slowenische Bücher, aufbewahrt. Dr. Imre Lenarsich leugnete nie seine slowenische Abstammung. Die Gläubigen von Nyögér und Umgebung nannten ihn "Onkel Mirko" und auch der Bischof János Mikes bedankte sich für Lernarsichs Fotos mit den Worten "Lieber Mirko", welche er auf eine Postkarte schrieb.

 

Károly Doncsecz (1918 - 2002) war ein Töpfer und erhielt für seine Arbeit 1984 die Auszeichnung: "Meister der Volkskunst". Doncsecz wurde in Orfalu geboren und lernte in Magyarszombatfa die Töpferkunst. Die Lehre absolvierte er in Zalaegerszeg, Sümeg und Szentgotthárd. Ab 1940 lebte und arbeitete Doncsecz in Kétvölgy. Seit den 1970er Jahren war er der einzige slowenische Töpfer Ungarns. Seine Töpferarbeiten wurden in Ungarn und Slowenien in zahlreichen Ausstellungen präsentiert. Noch zu seinen Lebzeiten besuchten ihn in seiner kétvölgyer Werkstatt oft Reisegruppen aus dem Mutterland Slowenien, und Doncsecz erzählte nicht nur von seinem Handwerk, sondern auch Lebensgeschichten vieler Slowenen aus dem Raabgebiet in seiner Muttersprache.

 

Übersetzung aus dem Ungarischen und Zusammenfassung: Tibor Horvat

Quelle: "A Magyarországi Szlovének/Die ungarischen Slowenen"; Mária Mukics, Press Publica, (2003)