Dorfportraits

 

Im Dorf Alsószölnök / Dolnji Senik, welches sich sieben Kilometer von Szentgotthárd entfernt befindet, leben seit mehreren Jahrhunderten Slowenen, Deutsche und Ungarn zusammen. Diese Gemeinde wurde erstmals 1378 zusammen mit Felsõszölnök urkundlich namentlich erwähnt (als Zelnuk inferior et superior). Der in Österreich entspringende Fluss Raab fliesst bei Alsószölnök in ungarisches Staatsgebiet. Eine der Sehenswürdigkeiten von Alsószölnök ist die im Jahre 1815 im klassizistischen Stil erbaute und 2001 renovierte Kirche. Neben dieser Kirche befinden sich eine Marienstatue und eine Gedenksäule, welche an den Ersten und Zweiten Weltkrieg erinnert. Ferner kann gegenüber der Kirche die St. Florian-Statue besichtigt werden. Ein hinter dieser Kirche liegender Hügel bietet dem Besucher eine beeindruckende Aussicht auf den Fluss Raab sowie auf einige Ortschaften, welche sich jenseits der Grenze in Österreich befinden.   


 

Die Streusiedlung ist charakteristisch für die Ortschaft Apátistvánfalva / Števanovci, welche sich auch etwa sieben Kilometer von Szentgotthárd entfernt befindet. Diese Dorfstruktur zeichnet sich dadurch aus, dass die Häuser einzeln verstreut an den malerischen Hügelhängen erbaut worden sind. Erstmals wurde Apátistvánfalva 1350 urkundlich namentlich erwähnt. Seine Bewohner waren im 19. Jahrhundert die Leibeigenen der Zisterzienserabtei von Szentgotthárd. Die Kirche von Apátistvánfalva wurde im Jahre 1786 erbaut. Der Schutzpatron und zugleich der Namensgeber dieses Dorfes ist der Zisterzienserabt Harding St. Stephan.



 

Die westlichste Ortschaft Ungarns ist die Gemeinde Felsõszölnök / Gornji Senik, welche in der unmittelbaren Nähe des Dreiländerecks Slowenien, Ungarn und Österreich liegt. Felsõszölnök ist zugleich das am dichtesten besiedelte slowenisch sprechende Dorf, in welchem sich auch der Sitz der Landesselbstverwaltung der Slowenen in Ungarn befindet: 90 Prozent der Bevölkerung ist slowenischer Volksangehörigkeit. Felsõszölnök wurde erstmals 1378 urkundlich namentlich als Zelnuk superior erwähnt. Auf dem Gebiet der ehemaligen Meierhöfe der Zisterzienserabtei, welche von König Béla III. gestiftet worden war,  gründeten die Slowenen des Raabgebiets diejenigen Siedlungen, welche noch bis heute in dieser Region bestehen. Darunter auch die Ortschaft Felsõszölnök, welche dem Grossgrundbesitz von Dobra (Neuhaus – Österreich) gehörte und zugleich bis zur Mitte des 19. Jh. unter der Verwaltung der Familie Batthyányi stand. Der berühmteste Sohn von Felsõszölnök ist der Pfarrer József Kossics (1788 – 1867). Er war zudem Linguist, Historiker und Ethnologe. Ferner verfasste er die erste slowenische Landschaftsmonographie in Ungarn und zahlreiche weitere Bände. Auf dem Friedhof von Felsõszölnök befindet sich sein Grabmal und an der Wand der Dorfkirche seine Gedenktafel. Von Felsõszölnök aus führt ein Wanderweg zum Dreiländergrenzstein, welcher an die Trianoner Grenzziehung erinnert.



 

Die Ortschaft Kétvölgy / Verica – Ritkarovci  befindet sich unmittelbar an der Grenze zu Slowenien. Seit 2002 existiert zwischen Kétvölgy und dem benachbarten slowenischen Dorf Èepinci ein ständiger Grenzübergang. Auch Kétvölgy ist eine Streusiedlung, welche nur in dieser Region Ungarns vorkommt. Zwischen den einzeln verstreuten Höfen erstrecken sich saftige Wiesen, welche von prächtigen Nadelwäldern umsäumt werden. Wie auch die anderen slowenisch sprechenden Siedlungen des Raabgebiets gehört auch Kétvölgy zum Nationalpark Õrség (deutsch: Wart). An der Hauptstrasse 36 kann man ein unter Denkmalschutz stehendes und restauriertes traditionelles Haus besichtigen. Das Haus verfügt über ein Strohdach, Wände aus gestampftem Lehm, eine Rauchküche und einen Lehmboden.



 

Das Dorf Orfalu / Andovci ist mit 58 Einwohnern die kleinste slowenisch sprechende Gemeinde im Raabgebiet. Der in der Nähe dieses Dorfes liegende Schwarze See und seine Umgebung mit seiner seltener Flora und Fauna gehören zu den verstärkt geschützten Gebieten des Nationalparks Wart. Als Kuriosum in der Evolutionsgeschichte der Flora Ungarns gelten die noch von der letzten Eiszeit zeugenden, am Schwarzen See anzutreffenden Torfmoose.

Über den Schwarzen See existieren noch heute mehrer mystische Geschichten. Am heutigen Standort des Schwarzen Sees soll sich einmal ein schönes kleines Dorf mit einer Kirche im Zentrum befunden haben. Eine Frau soll zu spät zur Sonntagsmesse erschienen sein. Sie fluchte: "Soll doch diese Kirche untergehen!" In diesem Augenblick begann die Erde zu beben und die Kirche versank zusammen mit dem gesamten Dorf. Kurz darauf wurde das Gebiet dieses ehemaligen kleinen Dorfes mit Wasser bedeckt. Noch heute sagen ältere Dorfbewohner, dass alle sieben Jahre bei Vollmond das Kreuz des Kirchturms aus dem Wasser des Schwarzen Sees empor steige.


 

Die von Szentgotthárd etwa sechs Kilometer entfernte Ortschaft Szakonyfalu / Sakalovci ist nur durch eine Verbindungsstrasse erreichbar. Die Waldregion von Szakonyfalu, welche den grössten Teil der Gemeindefläche ausmacht, ist ein verstärkt geschütztes Gebiet des Nationalparks Wart.  Die römisch-katholische Kirche, die im Jahre 1922 erbaut und 2002 renoviert wurde, gilt als eine der Sehenswürdigkeiten des Dorfes. Interessanterweise wurde Szakonyfalu lange Zeit als der westlichste Punkt Ungarns betrachtet. Bei näherer Betrachtung der Karte stellt man jedoch fest, dass dem nicht so ist. Da vor der Grenzöffnung (1990) der tatsächliche westlichste Punkt Ungarns, nämlich die Ortschaft Felsõszölnök, nur schwer zugänglich war, wurde vom Ungarischen Verband der Naturfreunde der sog. "westlichste Punkt" in der Nähe des Forsthauses von Szakonyfalu festgelegt. Ein sich an diesem Ort noch heute befindlicher Holzpfeiler dient der Erinnerung an diesen "westlichsten Punkt".


 

 

Übersetzung aus dem Ungarischen und Zusammenfassung: Tibor Horvat

Quelle: "Szentgotthárd és térsége programajánló 2006 " ; Virtuart kft. (2006)

               (Die obigen deutschen Texte der Dorfportraits beziehen sich auf die ungarischen Originaltexte)

 

Fotos: Tibor Horváth / Joël Gerber

 

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