Einblicke in die Geheimnisse
der Schnapsproduktion Zu Besuch bei Zoltán Horváth
und der Schnapsbrennerei Bedi in Števanovci Nicht jeder
kann einen guten, selbstgebrannten Schnaps
herstellen. Drei, die wissen, wie es geht, sind Zoltán
Horváth, Tibors Onkel,
und die Gebrüder Bedi, die Besitzer eines
Schnapsbrennereibetriebes. Sie geben uns eine kleine Einführung in ihr
Handwerk. Števanovci, Spätsommer 2007 Sichtlich geehrt zeigt uns Zoltán
Horváth das Diplom, welches er von einer
slowenischen Fachjury in Otovci (Slowenien)
für seinen Hausschnaps erhalten hat. Er hatte in einem regionalen
Wettstreit im Jahre 2002 den ersten Platz belegt. Wir gratulieren ihm zu
dieser Auszeichnung und bitten ihn, uns den Herstellungsprozess seines
Hausschnapses zu erläutern, wofür er sich gerne bereit
erklärt. Das „Šoline“-Haus in
Števanovci, das Bauernhaus in welchem Tibors Grosseltern wohnten und in dem heute noch Tibors Onkel wohnt, ist umringt von zahlreichen Apfel-
und Pflaumenbäumen. Der Spätsommer 2007 scheint ein reiches
Erntejahr zu werden, da die Äste der Pflaumenbäume die Menge der
gereiften Pflaumen kaum noch zu tragen vermögen. Die Pflaumen, welche Zoltán Horváth
von Hand und mit Hilfe eines eigens konstruierten „Greifarms“
pflückt, lagert er in einem Raum, welcher gleichzeitig auch als
Geräteschuppen dient. Er führt uns in das Innere des besagten
Raumes und zeigt uns die grossen mit seinen Initialen versehenen blauen
Plastikfässer, in welchen die Obstmaische (hauptsächlich
Pflaumenmaische) gelagert wird. Er zeigt uns stolz seine frisch eingelagerten
Pflaumen und Äpfel. Während des Rührens der Pflaumenmaische
richtet er unsere Aufmerksamkeit auf gelbe Pflaumenstücke, welche
aufgrund der durch einen Holzpflock bewirkten Bewegung an die Oberfläche
treiben. Dies sei ein Zeichen dafür, dass der Gärungsprozess gut
voranschreite. Zudem, so erklärt uns Zoltán
Horváth weiter, entsteine er stets die
Früchte, um einen bitteren Geschmack beim Endprodukt Schnaps zu
vermeiden. Er füge seinen Früchten zudem keinen Zucker bei, so wie
dies oft in industriellen Betrieben gemacht werde. Der Zucker würde den
Schnaps nur unnötig strecken und sei somit weniger rein und wertvoll.
Nach einer zwei bis dreimonatigen Gärungszeit in den (fast) luftdicht
verschlossenen Fässern lässt er das wertvolle Gut von einem
Transporteur bei sich zu Hause abholen und die Gärmischung in der
Brennerei von József Bedi
in Števanovci zu Schnaps brennen. Nach diesem
letzten Schritt in der Schnapsproduktion füllt Zoltán
Horváth den Schnaps in Flaschen ab und verkauft
diesen. Auch wir erwerben eine Flasche dieses Hausschnapses und vertrauen auf
dessen heilbringende Wirkung; vorausgesetzt, er
wird in Massen genossen. Števanovci, 02.01.2008 Nachdem uns Zoltán Horváth veranschaulicht hatte, wie er die
Früchte für seinen preisgekrönten Schnaps erntet, und wie der
Gärungsprozess vonstatten geht, waren wir natürlich auch daran
interessiert zu erfahren, wo und vor allem wie denn nun die fertig
gegärte Pflaumenmaische weiterverarbeitet wird. József
Bedi, welcher eine Schnapsbrennerei in Števanovci betreibt und u. a. auch Zoltán Horváth zu
seinem Kundenstamm zählt, hat sich freundlicherweise damit einverstanden
erklärt, uns eine kleine Einführung in die Schnapsgewinnung zu
geben. Bedi József’s
Bruder zeigt uns anschaulich, wie aus der über Monate gegärten
Obstmasse durch Destillation hochprozentiger Schnaps gewonnen wird. Zuerst
wird die Maische in einer Art Ofen auf eine Temperatur erhitzt, in der
Alkohol zu verdampfen beginnt. Dieser Dampf steigt aus der Maische hoch und wird
durch ein Rohr in einen ersten Behälter weitergeleitet und kondensiert.
Von diesem ersten Behälter gelangt der nun kondensierte Alkohol in einen
kleineren Kessel, wo er nochmals erhitzt wird. Anschliessend strömt der
Dampf durch ein weiteres Rohr in einen zweiten Behälter, wo er
abgekühlt wird. Dieser zweite Destillationsvorgang dient der Veredelung
des Schnapses. In einem nächsten Schritt fliesst der abgekühlte
Alkohol aus dem Destillator in einen offenen
Behälter. Zuerst tropft der fertige Schnaps (Ethanol) mit einem
Volumenprozent von 80% in den Behälter; bis jedoch die Destillation
komplett abgeschlossen ist hat sich der Schnaps auf verträgliche 40
Volumenprozente reduziert und kann in Flaschen abgefüllt werden. Die
Reste der Obstmaische werden mit Hilfe eines Holzkarrens in einer eigens
dafür eingerichteten Abfallgrube hinter dem Haus vorübergehend
zwischengelagert, bevor sie dann in einer Deponie fachgerecht entsorgt
werden. Wir lassen uns die Gelegenheit nicht entgehen und probieren ein, zwei
(äusserst grosszügig gefüllte...) Gläser dieses zu 100%
in reiner Hausarbeit hergestellten Schnapses. Na dann Prost und ein gutes
neues Jahr, oder wie man auf Raabgebiet-Slowenisch sagt: „Na zdravje pa srečno nauvo leto“! Bilder Tibor Horváth
/ Joël Gerber Wir bedanken uns ganz herzlich bei Herrn Zoltán Horváth
und den Gebrüdern Bedi
für deren interessante Einführung in die Welt der
Schnapsproduktion. |